Ein Tag im Leibregiment


morgens

vormittags / Gefecht

nachmittags



Morgens

Um sieben Uhr rappelt irgendwo eine Trommel; eine zweite fällt ein.
Ich krieche unter den Decken hervor und aus dem Schlafsack (nicht historisch, zugegeben, aber ich wäre damals auch nicht mehr dabeigewesen), Holzschuhe an, Zahnbürste gegriffen und raus aus dem Zelt. Schönes Wetter, es regnet nicht!
Reif auf den Gräsern, Dunst in den Lagergassen; Rupert ist schon wach und hockt an der Feuerstelle, um Feuer für das Wasser zu entfachen....
Ich greife den Eimer und schlurfe ein paar Schritte abseits, um mich zu waschen und Zähne zu putzen. Die Eisschicht auf dem Wasser ist Gott sei Dank nicht so dick, daß man ein Beil brauchte.
Als ich zurückkomme stehen Harald und Mark da und schrubben ihre entblößten Oberkörper. (Harte Burschen!) Anziehen. Schuhe und Gamaschen hebe ich mir für später auf; einstweilen tun es die Holzpantinen.
Mal sehen, was uns der König zugestanden hat: Aha, alles da am kleinen Tisch: Schmalz, Schinken, Salz, Brot, sogar Coffee hat der Mordskerl von Fourier aufgetrieben!


Die tägliche Portion für die Mannschaft bestehet in:

a.

2 Pf.Brot von gebeuteltem Roggenmehl oder

1 Pf.

Zwieback, zusammengesetzt und

¾von gebeuteltem Weitzen- und
¼von gebeuteltem Roggenmehl
 
b.½ Pf.Frisches oder gesalzenes Fleisch oder
¼ Pf.Speck, nach Berliner Fleischergewicht
 
c.6 LothReis oder
8 LothGerstengraupen oder
8 LothHafer- und Heidegrütze oder
8 LothGerstengrütze oder
16 LothErbsen, Linsen, Bohnen oder
16 LothSpeisemehl,
1 Pf. 8 Loth oder ¼ MetzeErdtoffeln oder
1 Pf. 8 Loth oder ¼ MetzeRüben
 
d.2 LothSalz
 
e.3 LothButter
 
f.1/20; QuartBranntwein
 
g.¼ QuartBier
 
1 Preuß. Pfund = 467 g
1 Loth ca. 14,6 - 15,6 g
1 Quart = 1,145 l
1 Metze (braunschw.) = 1,9465 l bzw. 3,435 l (preuß.)

Für die Herren Offiziers und Beamte wird die Portion nach eben diesen Sätzen verab- reicht. Nur muß das Brot von feinerem Mehle gegeben, statt ½ Pfund ein ganzes Pfund Fleisch und statt gewöhnlichem Branntwein, Rum, Franzbranntwein oder Liqueur gereicht werden.)
(Anweisung des Kriegs-Commissairs Ribbentrop vom 12.April 1813)

Statt dessen werden gereicht

a.

½ Pf.Brot von gebeuteltem Roggenmehl
 
b.¼ Pf.Schinkenspeck, nach Berliner Fleischergewicht
 
c.In einer Suppe
20 LothReis und
Gerstengraupen und
Porree, Liebstöckel und
½ Pf.Erdtoffeln und
16 LothMohrrüben und
1 LothSalz und
 
d.8 LothSchmalz
 
e.1Apfel
 
f.1/20; QuartBranntwein
 
g.¾ QuartBier
 
h.1 1/3 QuartWasser
 
1 Preuß. Pfund = 467 g
1 Loth ca. 14,6 - 15,6 g
1 Quart = 1,145 l
1 Metze (braunschw.) = 1,9465 l bzw. 3,435 l (preuß.)

(Commissair Wittlief im Julius 2005)


Das Feuer brennt, immer mehr Burschen kommen angeschlurft und scharen sich darum, um etwas Wärme abzukriegen. Mit heißem Coffee und einem Stück Schmalzbrot sieht die Welt ganz anders aus, da kann ich sogar mal durch die Lagergasse gehen und die letzten Schläfer rausschmeißen.

Kreuztürken!, jetzt kommt der Menge doch mit Eiern an! Na, hoffentlich haben sie die gefuttert, bis der Major Berker kommt! Schließlich stehen die nicht auf der Intendanturliste und man kriegt nur Probleme unterm Hosenlatz damit. Schön, da steht auch nicht, daß es für einen halben Zug nur ein Pfund Fleich geben soll, aber ich werd mich nicht streiten.....

Nach einer halben Stunde bin ich in der Verfassung, mich komplett anzukleiden und saumselige Burschen auf fehlende Feldmützen oder offene Knöpfe hinzuweisen.

3/4 8 Uhr ist Brotappell; jeder erhält ein halbes Brot, mehr ist nicht drin. Die Reste der Zukost werden für den nächsten Morgen im Marketenderzelt verwahrt. (Die Kerls würden es ja sowieso nur grundlos verfressen ......)
Und für die, die den Tag überstehen, gibt es abends Gemüsesuppe, mal sehen, ob die Intendantur dieses mal Graupen und Erdtoffeln rausrücken wird, oder ob es bei Lauch und Möhren bleibt.....


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Vormittags

1/4 10 Uhr ertönt der Ruf des Unterofficiers. Schnell wird zum Compagnie=Appell an ihn herangetreten. Er steht da, hat seine Schreibtafel in der Hand ... und er wartet nicht gern. Dennoch, einige nähern sich nur zögernd, wissen sie doch, daß ihnen sogleich der gestrenge Blick des Unteroffiziers blüht, wenn ja nicht alles an der Montur stimmt. Kaum Aufstellung genommen und ist die Anwesenheit kontrolliert, hat das erste Glied drei Schritt vorzutreten. Der Unteroffizier naht und inspiziert die Kleidung. Der erste Musketier hat es gewagt, liderlich anzutreten: ein Knopf offen, die Bandeliers schief. Und schon steht fest, wer später die Erdtoffeln zu schneiden hat. Als alles gerichtet ist, kommt das Kommando "Section soll revidieren". Wir Musketiere ziehen den Ladestock heraus und lassen ihn in den Lauf gleiten. Gleichzeitig öffnen wir den Pfannendeckel und halten sodann das Gewehr in Blickhöhe hoch. Der Unteroffizier schreitet vorbei. Dann ist der Moment für uns gekommen, das Gewehr hoch und runter zu bewegen. Das Klirren des Ladestocks verrät, daß der Lauf sauber ist. Auf der Pfanne ist ebenfalls kein Pulverrest zu entdecken. Alles ist correkt und wir nehmen wieder unsere Haltung an mit dem Gewehr am rechten Fuß. Der Unteroffizier ist zufrieden und verliest die neuesten Ordres der Generalität. Und wieder werden wir ermahnt, uns wie Preußen zu verhalten, also weder unzüchtiges Verhalten gegenüber den Civilisten an den Tag zu legen, noch zu plündern. Im Anschluß folgt ein Gebet, natürlich mit abgesetzten Tschako. Und die Officiers? Sie sind bei der Lagebesprechung. Sie verlassen sich auf den Unteroffizier.

Exerciren

Das Wetter ist gut, aber schon warm. Doch kein Erbarmen für uns treuen Vaterlandsverteidiger. In voller Montur läßt man uns marschieren. Mal nach rechts, mal nach links. Dann aus der Kolonne in die Linie und umgekehrt. Doch das Terrain ist flach und das Gras niedrig. So können wir unsere exakten Bewegungen ausführen. Im Ordinärschritt (75 in der Minute) schreiten wir mit flachem, zum Boden gerichteten Fuß über das Gelände. Ein Vorgeschmack auf das, was uns heute erwartet, wenn wir dem Feind zu Leibe rücken. Auch die Herren Officiers sind wieder zugegen. Sie stehen abseits und würdigen uns nur weniger Blicke. Doch diesmal rufen sie den Unteroffizier und halten ihn an, uns noch weiter zu dressiren. Wissen sie nicht, was sie an uns haben? Doch dann naht das Ende. Neue Ordre werden bei der Gelegenheit bekannt gegeben. Eine kurze Rast wird uns erlaubt, doch ins Lager gehen wir nicht mehr zurück, denn der Feind muß gesucht werden. Wir sinken nieder ins Gras, greifen nach einem Apfel oder Stück Brot, verzehren es hastig und nutzen jede Minute der Ruhe.


Gefecht

Obschon nach dem Exerciren die Müdigkeit in unseren Knochen steckt, marschieren wir ab, um den Franzosen zu begegnen. Auch andere Einheiten marschieren vor und hinter uns. Da ist es nicht leicht den Marschtritt einzuhalten bei so vielen verschiedenen Trommelschlägen. Unterwegs begegnen wir Civilisten, die uns aus ihren Gehöften und Höfen zuwinken. Die Strecke ist heute weit. Wir machen noch einmal kurze Rast, dann geht es weiter. Geräusche dröhnen und künden das Terrain an, auf dem wir vermutlich auf Franzosen stoßen werden. Schaulustiges Volk hat sich versammelt. Es erwartet unser Kommen und will die Franzosen vertrieben sehen. Wir entdecken Artillerie, die sich bereits aufgestellt hat. Noch einmal ein kurzer Halt. Jeder bereitet sich ein letztes mal vor. Feuerstein eingeschraubt? Sind die 40 Patronen in der Patronentasche? Ersatzfeuersteine? Werkzeug und Lappen? Gerade der Lappen ist im Gefecht wichtig. Vom vermaledeiten Schwarzpulver bleibt nach dem Schuß nur schmieriger Dreck übrig. Also schnell zwischendurch wegwischen, sonst schießt das Gewehr alsbald nicht mehr. Schießt es überhaupt?. Wir werden sehen. Sehr zuverlässig sind sie nicht, und bei Regen ..... Gott stehe uns bei. Noch einmal ein Schluck Wasser.

Und wieder geht es weiter. Wir stehen hinter der Artillerie. Rechts und links neben uns stehen Einheiten: Landwehr und andere preußische Verbände, russische und östreichische Verbündete, Kavallerie. Uns gegenüber in der Ferne ein buntes Wirrwar an Uniformen. Viele Franzosen tragen Mäntel in grau und braun. Einige tragen ihre gute blaue Uniform. Aber auch sie haben ihre Vasallen mitgebrachten, so auch viele Deutsche, vor allem Sachsen. Plötzlich schießt die Artillerie auf beiden Seiten. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Es ist ratsam, einigen Abstand zu halten. Schon allein der Druck läßt die Ohren schmerzen. Binnen Minuten macht sich Qualm und Gestank breit. Ein Officier nähert sich dem Unterofficier, redet auf ihn ein, deutet mit der Hand die Richtung unseres Vorgehens an. Nur wenige Momente später finden wir uns in der Vorwärtsbewegung wieder. Langsam, geschlossen und das Gewehr auf der Schulter schreiten wir an der Artillerie vorbei. Diese hat inzwischen das Schießen eingestellt. Andere Verbände bewegen sich ebenfalls, so auch unsere Gegner. Wir kommen zum Halt.

"Section soll chargieren! ... Geladen!" Wir nehmen das Gewehr von der Schulter und halten es mit der linken Hand in der Waagerechten in Hüfthöhe an der rechten Körperseite. Dabei drehen wir uns ein wenig nach rechts. Mit der rechten Hand greifen wir in unsere Patronentasche. Wir beißen Die Papier=Kartusche auf und träufeln ein wenig Schwarzpulver auf die vorher geöffnete Pfanne. Pfanne schließen... Nun wird das Gewehr wieder senkrecht gehalten und wir stehen wieder gerade in Blickrichtung zum Gegner. Der restliche Patroneninhalt wird in den Lauf gekippt, das Papier hineingestopft. Mit der rechten Hand wird der Ladestock herausgezogen. Mit ihm stopfen wir alles, was im Lauf ist bis zum Anschlag rein. Der Ladestock kommt zurück ans Gewehr, welches dann wieder auf die Schulter genommen wird. Damit das alles funktioniert, muß vorher das zweite Glied einen Schritt nach rechts gegangen sein. Nur dann paßt das waagerecht gehaltene Gewehr zwischen die Lücken der Vordermänner.
Inzwischen haben die Franzosen es uns gleichgetan. Sie stehen uns etwa 100 Schritt gegenüber.
"Fertig!" Wir fassen das Gewehr mit beiden Händen an und halten es unmittelbar vor unserem Körper hoch. Der Hahn wird gespannt. "AN!"... und wir richten unser Gewehr auf den Feind, ... zielen in Fußhöhe.... "Feuer!": Wir drücken ab. Der im Hahn eingeschraubte Feuerstein schlägt gegen den Pfannendeckel und stößt ihn auf. Der dabei entstehende Funke zündet das auf der Pfanne liegende Pulver, bringt es zum Entzünden, dringt durch das Zündloch und läßt die im Lauf befindliche Ladung heraus. Erst zischt es ganz leise auf der Pfanne, um dann Sekundenbruchteile später in einem lauten Knall und einem Stoß des Gewehrs an die Schulter zu enden. Und schon wieder "Geladen!". Alles beginnt von neuem, doch diesmal schreit der Unterofficier "Hurtig! Hurtig!" hinterher, denn die Franzosen stehen immer noch da...

Plötzlich: "Hahn in Ruh! ... Schulter!" Wir brechen den Ladevorgang ab, nehmen das Gewehr auf die Schulter. Das zweite Glied rückt durch einen Schritt links wieder direkt hinter seine Vordermänner. "Ganze Section ...." ... und wir fassen mit der rechten Hand an unsere Patronentasche, halten sie fest. "... KEHRT!" Alle drehen sich links herum in die Gegenrichtung. Was ist geschehen? Nun, die Officiers wollen es so, denn im Getümmel der Schlacht standen wir plötzlich schlecht, wurden von allen Seiten bedrängt. Wieder einmal Durcheinander. Einheiten stehen nicht da, wo sie sollen. Alle Planung ist überworfen. Keiner weiöß, was nun. Wir kommen wieder zum Halt. Nach "Gaaanze Section ... Front" drehen wir uns wieder in die vorherigen Richtung zurück. Feindliche Reiter nahen. Cuirassiers, Dragoner, Husaren. Ein Quarrée zu bilden bleibt uns erspart, denn die Reiter werden abgetrieben von der verbündeten Reiterei. Und wieder geht es vor, wird geladen, gefeuert, geflucht wegen der Zündversager, dann wieder zurück, mal rechts lang, mal links lang, den &Uml;berblick längst verloren....

Dann geht es über ein kleines Rinnsal, einen winzigen Graben. Doch müde und mit dem schweren Gewehr in der Hand ihn zu überqueren, ist eine Tortur. Geschafft und wieder in Formation aufgestellt. Die Franzosen weichen langsam zurück. Wir folgen ihnen. Sie stehen und erwarten uns. Eine letzte Salve wird uns entgegengeworfen. Wir marschieren los. "Zur Attaque .... Das Gewehr Rechts!" Das Gewehr nehmen wir von der linken Schulter und halten es rechts am senkrechten langen Arm schräg nach oben. Der Schritt ist schnelle. Der Unterofficier ruft "Mit Gott ...." und wir beenden mit ...."für König und Vaterland!". Die Franzosen machen kehrt, ziehen ab. Wir kommen um Halt. Das Gefecht ist zu Ende.
Dem Volk gefällt es. Es zeigt sich zufrieden. Wir präsentieren vor ihm.

Musketier Müller

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Nach dem Gefecht

Rückmarsch!. Endlich! Das Gefecht haben meine Kameraden und ich überstanden. Gott meinte es heute gnädig mit uns. Unsere Compagnie hatte keine Verluste, mal abgesehen von kleinen Blessuren. Nur ein paar Schrammen an den Händen vom vielen Laden und Feuern. Die Müdigkeit zwickt in unseren Gliedern, und verschwitzt und schmutzig bin ich. Noch sind wir im Unklaren, ob das Treffen für unsere Armee erfolgreich war oder nicht. Aber ich denke, wir haben es den Franzosen und Ihren Knechten gezeigt. Sie sind weg und wir können ohne Bedrängnis zurück. Der Pulverdampf, das große Terrain und die vielen Richtungen, die uns die Offiziers einschlagen ließen, machen Orientierung unmöglich. Müdigkeit und Durst plagen meine Glieder. Das Lager naht. Der erst einmal letzte Appell. Revidieren! Ladestock in den Lauf, Pfanne auf, Gewehr hoch. Der Unteroffizier, der uns so verläßlich sicher durch den Tag gebracht hat, kontrolliert gewohnt sorgfältig unsere Waffen. Was für ein Glück. Nichts im Lauf oder auf der Pfanne geblieben; somit keine Gefahr für die anderen, daß sich noch ein Schuß lösen könnte. Die Herren Offiziers sind längst verschwunden, werden alsbald nicht mehr gesehen. Wir hingegen haben noch viel zu tun. Dennoch klingt das "Weggetreten" des Unteroffiziers wie eine Erlösung.

Zuerst Erleichterung! Ein Schluck Wasser, wenn nicht sogar ein etwas gehaltvolleres Getränk zur Stelle ist. Dann Tschako ab, gefolgt von der Mantelrolle, dem Tornister, Patronentasche, Säbel und Brotbeutel. Lagermütze auf. Ein paar Minuten sind mir gegönnt, um mich einfach an Ort und Stelle hinzulegen. Doch die Pflichten rufen, und der leere Magen auch. Das Essen macht sich nicht allein. Feuer wird wieder entfacht, denn die braven Bauern der Gegend haben uns mit Lebensmitteln versorgt. Das ist selten genug und es wäre eine Schande, sich nicht den Magen vollzuschlagen, wenn es geht. Wer weiß schon, wann es wieder etwas gibt. Erdtoffeln sind da, auch Lauch, Möhren und sogar etwas Schinken. Schon finden sich einige Kameraden zusammen und beginnen zu schneiden. Ich geselle mich dazu, kann ich doch den verheißenen Genuß kaum abwarten. Alles in den Topf, Wasser dazu, ein Loth Salz und Graupen. An das Dreibein gehängt, beginnt es zu kochen.

Währenddessen sind meine Kameraden mit den anderen Arbeiten beschäftigt, die mir auch noch blühen. Gewehre müssen gereinigt werden. Schließlich kann uns schon morgen das nächste Gefecht drohen. Oder der Generalität verlangt es nach einer Parade. Alles muß vorbereitet werden. Auch zum Garn wird gegriffen. Die Kleidung ist hier und da auszubessern, vor allen die Knöpfe haben die Dreistigkeit, sich davonzumachen. Aber wir sind in solchen Dingen geübt. Es fällt uns leicht von der Hand, und wir sind schließlich das Leibregiment, nicht so ein zerlumpter Haufen Marodeure. Das Essen ist fertig. Mit Schalen bewaffnet nähern wir uns dem Feuer. Heiß aber köstlich. Brot dazu und Getränk. Sogar der eine oder andere Offizier taucht wieder auf. Die ersten Kunden vom heutigen Treffen dringen durch. Tatsächlich haben die Franzosen gekniffen. Sind auf und davon. Aber es heißt, sie kämen wieder. Haben wohl noch nicht genug. So manches hitzige Gespräch entsteht. Was war das wieder für ein Durcheinander. Hin und Her. Befehle allerorten. Andere Einheiten, die nicht da waren wo sie sein sollten, dort hinmarschierten, wo sie nichts zu suchen hatten. Gewehr auf! Gewehr ab! Kehrt! Front! Das haben wir uns ganz anders vorgestellt. Aber wir sind Musketiere und es steht uns nicht an, die Herren Offiziers in Frage zu stellen. So sprechen wir schnell auch über anderes, fernab vom Geschehenen des heutigen Tages.

Wir sind satt. Was für ein Segen. Noch ein paar Aufgaben. Aufräumen. Es wird langsam dunkel und kalt. Wir ziehen uns die Mäntel über. Haben gehört, daß es ein Dorf mit einer Schänke in der Nähe geben soll. Der Unteroffizier ist zufrieden mit uns und erteilt uns ausnahmsweise einen Passierschein. In kleinen Gruppen machen wir uns auf. Was für eine Überraschung. Wir finden wirklich Einlaß und der Wirt akzeptiert unser Zahlungsmittel. Gebrautes wird uns geboten. Wir lehnen nicht ab. Wir treffen Kameraden verbündeter Truppen. Manchmal herrscht babylonisches Sprachgewirr, doch wir Soldaten sprechen letztlich dieselbe "Sprache". Es ist spät geworden. Wenn uns kein Ungemach drohen soll, müssen wir zeitig zurück. Schweren Herzens wenden wir uns ab, kehren ins Lager zurück. Und schon bald fallen wir erschöpft in tiefen Schlaf, bis uns wieder die Trommel weckt.

Musketier Müller

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