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Um sieben Uhr rappelt irgendwo eine Trommel; eine zweite fällt ein. |
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a. | 2 Pf. | Brot von gebeuteltem Roggenmehl oder |
1 Pf. |
Zwieback, zusammengesetzt und | |
¾ | von gebeuteltem Weitzen- und | |
¼ | von gebeuteltem Roggenmehl | |
b. | ½ Pf. | Frisches oder gesalzenes Fleisch oder |
¼ Pf. | Speck, nach Berliner Fleischergewicht | |
c. | 6 Loth | Reis oder |
8 Loth | Gerstengraupen oder | |
8 Loth | Hafer- und Heidegrütze oder | |
8 Loth | Gerstengrütze oder | |
16 Loth | Erbsen, Linsen, Bohnen oder | |
16 Loth | Speisemehl, | |
1 Pf. 8 Loth oder ¼ Metze | Erdtoffeln oder | |
1 Pf. 8 Loth oder ¼ Metze | Rüben | |
d. | 2 Loth | Salz |
e. | 3 Loth | Butter |
f. | 1/20; Quart | Branntwein |
g. | ¼ Quart | Bier |
1 Preuß. Pfund = 467 g 1 Loth ca. 14,6 - 15,6 g 1 Quart = 1,145 l 1 Metze (braunschw.) = 1,9465 l bzw. 3,435 l (preuß.) |
Für die Herren Offiziers und Beamte wird die Portion nach eben diesen Sätzen verab-
reicht. Nur muß das Brot von feinerem Mehle gegeben, statt ½ Pfund ein ganzes
Pfund Fleisch und statt gewöhnlichem Branntwein, Rum, Franzbranntwein oder
Liqueur gereicht werden.)
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Statt dessen werden gereicht |
a. | ½ Pf. | Brot von gebeuteltem Roggenmehl |
b. | ¼ Pf. | Schinkenspeck, nach Berliner Fleischergewicht |
c. | In einer Suppe | |
20 Loth | Reis und | |
Gerstengraupen und | ||
Porree, Liebstöckel und | ||
½ Pf. | Erdtoffeln und | |
16 Loth | Mohrrüben und | |
1 Loth | Salz und | |
d. | 8 Loth | Schmalz |
e. | 1 | Apfel |
f. | 1/20; Quart | Branntwein |
g. | ¾ Quart | Bier |
h. | 1 1/3 Quart | Wasser |
1 Preuß. Pfund = 467 g 1 Loth ca. 14,6 - 15,6 g 1 Quart = 1,145 l 1 Metze (braunschw.) = 1,9465 l bzw. 3,435 l (preuß.) (Commissair Wittlief im Julius 2005) |
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1/4 10 Uhr ertönt der Ruf des Unterofficiers. Schnell wird zum
Compagnie=Appell
an ihn herangetreten.
Er steht da, hat seine Schreibtafel in der Hand ... und er wartet nicht gern. Dennoch, einige nähern sich nur zögernd,
wissen sie doch, daß ihnen sogleich der gestrenge Blick des Unteroffiziers blüht, wenn ja nicht alles an der Montur stimmt.
Kaum Aufstellung genommen und ist die Anwesenheit kontrolliert, hat das erste Glied drei Schritt vorzutreten.
Der Unteroffizier naht und inspiziert die Kleidung. Der erste Musketier hat es gewagt, liderlich anzutreten:
ein Knopf offen, die Bandeliers schief. Und schon steht fest, wer später die Erdtoffeln zu schneiden hat.
Als alles gerichtet ist, kommt das Kommando "Section soll revidieren". Wir Musketiere ziehen den Ladestock heraus und lassen ihn in den Lauf gleiten.
Gleichzeitig öffnen wir den Pfannendeckel und halten sodann das Gewehr in Blickhöhe hoch.
Der Unteroffizier schreitet vorbei. Dann ist der Moment für uns gekommen, das Gewehr hoch und runter zu bewegen.
Das Klirren des Ladestocks verrät, daß der Lauf sauber ist. Auf der Pfanne ist ebenfalls kein Pulverrest zu entdecken.
Alles ist correkt und wir nehmen wieder unsere Haltung an mit dem Gewehr am rechten Fuß. Der Unteroffizier ist zufrieden
und verliest die neuesten Ordres der Generalität. Und wieder werden wir ermahnt, uns wie Preußen zu verhalten,
also weder unzüchtiges Verhalten gegenüber den Civilisten an den Tag zu legen, noch zu plündern.
Im Anschluß folgt ein Gebet, natürlich mit abgesetzten Tschako. Und die Officiers?
Sie sind bei der Lagebesprechung. Sie verlassen sich auf den Unteroffizier.
Das Wetter ist gut, aber schon warm. Doch kein Erbarmen für uns treuen Vaterlandsverteidiger.
In voller Montur läßt man uns marschieren. Mal nach rechts, mal nach links. Dann aus der Kolonne in die Linie und
umgekehrt.
Doch das Terrain ist flach und das Gras niedrig. So können wir unsere exakten Bewegungen ausführen.
Im Ordinärschritt (75 in der Minute) schreiten wir mit flachem, zum Boden gerichteten Fuß über das Gelände.
Ein Vorgeschmack auf das, was uns heute erwartet, wenn wir dem Feind zu Leibe rücken. Auch die Herren Officiers sind wieder zugegen.
Sie stehen abseits
und würdigen uns nur weniger Blicke. Doch diesmal rufen sie den Unteroffizier und halten ihn an,
uns noch weiter zu dressiren. Wissen sie nicht, was sie an uns haben? Doch dann naht das Ende.
Neue Ordre werden bei der Gelegenheit bekannt gegeben. Eine kurze Rast wird uns erlaubt, doch ins Lager gehen wir nicht mehr zurück,
denn der Feind muß gesucht werden. Wir sinken nieder ins Gras, greifen nach einem Apfel oder Stück Brot,
verzehren es hastig und nutzen jede Minute der Ruhe.
Musketier Müller | |
Rückmarsch!.
Endlich! Das Gefecht haben meine Kameraden und
ich überstanden. Gott meinte es heute gnädig mit uns.
Unsere Compagnie hatte keine Verluste, mal abgesehen von kleinen
Blessuren. Nur ein paar Schrammen an den Händen vom vielen
Laden und Feuern. Die Müdigkeit zwickt in unseren Gliedern,
und verschwitzt und schmutzig bin ich. Noch sind wir im Unklaren,
ob das Treffen für unsere Armee erfolgreich war oder nicht.
Aber ich denke, wir haben es den Franzosen und Ihren Knechten gezeigt.
Sie sind weg und wir können ohne Bedrängnis zurück.
Der Pulverdampf, das große Terrain und die vielen Richtungen,
die uns die Offiziers einschlagen ließen, machen Orientierung
unmöglich. Müdigkeit und Durst plagen meine Glieder.
Das Lager naht. Der erst einmal letzte Appell. Revidieren! Ladestock
in den Lauf, Pfanne auf, Gewehr hoch. Der Unteroffizier, der uns so
verläßlich sicher durch den Tag gebracht hat, kontrolliert
gewohnt sorgfältig unsere Waffen. Was für ein Glück.
Nichts im Lauf oder auf der Pfanne geblieben; somit keine Gefahr für
die anderen, daß sich noch ein Schuß lösen könnte.
Die Herren Offiziers sind längst verschwunden, werden alsbald nicht
mehr gesehen. Wir hingegen haben noch viel zu tun. Dennoch klingt das
"Weggetreten" des Unteroffiziers wie eine Erlösung.
Musketier Müller | |